Die Verteidigung der Viola da Gamba des Monsieur le Blanc
Ein musisches Schauspiel
Eine Streitschrift aus dem Jahr 1730 diente Autorin Miriam D. Berraissoul als Vorlage für diese Inszenierung, die 2012 im Kaisersaal in Füssen eine erfolgreiche Premiere feierte und im darauf folgenden Jahr fester Bestandteil des renommierte Festival "Vielsaitig" wurde. Der Verfasser jenes Pamphlets, ein Jurist namens Hubert Le Blanc, macht sich darin zum Verteidiger seines Lieblingsinstruments, der Viola da Gamba, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf eine 100-jährige Karriere zurückblicken kann und in der besseren Gesellschaft Frankreichs den (musikalischen) Ton angibt. Doch von Italien droht ihr Konkurrenz. Das Violoncello, vor allem aber die Violine machen ihr die Vorrangstellung streitig. Dieser Machtkampf steht zugleich auch für die musikalisch-stilistische Kontroverse der Zeit zwischen dem französischen Geschmack mit seinen Suiten und Piècen und dem neuen italienischen Sonaten- und Konzertstil. Die Exzentrik Le Blancs (John Arthur Westerdoll) und seine manchmal widersprüchlichen Argumentationen machen die Figur sowohl interessant als auch unterhaltsam - sie bieten also die optimalen Voraussetzungen für eine Bühnenadaption. So wagt sich der tapfere Doktor der Juristerei mit viel Leidenschaft an die Verteidigung seiner Viola da Gamba, wobei er von der kecken Muse der Harmonie (Miriam D. Berraissoul) unterstützt wird. Musikalische gewürzt wird die Inszenierung mit Werken von Carl F. Abel, Marin Marais, Johann Sebastian Bach, Georg Philip Telemann und François Duval. Dargeboten mit zeitgenössischen Instrumenten (Viola da Gamba, Cembalo, Theorbe und Barockvioline) kommen auch alle Musikliebhaber voll auf ihre Kosten.
Die Wegkreuzung - Mademoiselle de Gournay erinnert sich
(Uraufführung am 30.08. 2014 im Rahmen des Festivals "Vielsaitig" in Füssen)
In ihrer zweiten Inszenierung widmet sich Autorin Miriam D. Berraissoul der Schriftstellerin Marie le Jars de Gournay , die "Wahltochter" des berühmten Essayisten Michel de Montaigne, (1565- 1645), aus dessen Schatten sie die kluge Verwalterin seiner Werke treten lässt. Das Ensemble wob in dieses "Possenspiel mit ernstem Hintergrund" noch stärker als in die vorherige Inszenierung, Elemente aus der Commedia dell'Arte ein. Einige der Figuren des italienischen Stehgreiftheaters der Spätrenaissance sind sicher vielen Zuschauern auch heute noch ein Begriff. So wird die vergeistigte Mademoiselle de Gournay (Miriam D.Berraissoul) just in ihren besonnensten Momenten von dem dreisten Arlecchino (John A. Westerdoll) gestört, der gewieft seine eigenen Interessen verfolgend, die fesche Magd Pimpinella (ebenfalls dargestellt von Berraissoul) im Hause des Fräuleins verführen will. Und während Arlecchino sich bei Pimpinella in der Küche stärkt, stört der alte Doktor de Balouard (ebenfalls dargestellt von Westerdoll) Mademoiselle de Gournays Ruhe, indem er ihr verliebt seine Poesie vorträgt. Die Figur des Arlecchino, genau wie die des neunmalklugen Dottores und die der feschen Magd sind alle "fixe" Typen der Commedia dell'Arte. Und obgleich diese Figuren inhaltlich unabhängig von der "Hauptgeschichte" angesiedelt sind, nämlich den Erinnerungen von Marie de Gournay, die leidenschaftlich die Momente mit ihrem Mentor Revue passieren lässt, vermischen sie sich doch auf höchst amüsante Weise mit ihr. Musikalisch ist "Die Wegkreuzung" mit Stücken aus der Spätrenaissance angereichert. So erklingen Kompositionen von Pierre Phalèse, Pierre Attaignant, Thoinot Arbeau, Michael Praetorius und Claude Gervaise - authentisch dargeboten von Trommel, Laute, Flöte, Diskantgambe und Krummhorn.